Auf der Suche nach Mr Trung und der Vergangenheit
Vietnam 19. November 2018
Wir machen uns auf die Suche nach Mr Trung. Nach langer Recherche halten wir eine Adresse in der Hand. Der Taxifahrer setzt uns vor einem Haus in einer kleinen Wohngegend ab - so gar kein typischer Touristenort. Wir sind etwas irritiert. Mr Trung - so haben wir gehört - ist ein Kriegsveteran, ein Zeitzeuge, der Führungen in die Demilitarisierte Zone und den Vhin Moc Tunnel durchführt. Englisch hat er für oder wegen der Amies gelernt - das wissen wir nicht so genau. Nun stehen wir vor dem kleinen Haus. Kein Werbeschild oder ähnliches weißt auf die Führungen hin. Wir fragen nach Mr Trung und stehen kurze Zeit später in seinem Schlaf- und Wohnraum. Für beide Seiten etwas peinlich, knöpft er schnell sein Hemd zu. Wir nehmen auf zwei Plastikstühlen zwischen seinem Bett und seinem im Zimmer geparkten Roller platz. Nach kurzer Zeit ist klar: Morgen wird er uns die Tunnel und die Überreste der vietnamesischen Teilung zeigen. Eine Anspielung darauf, dass wir uns mit Mauern und Grenzen ja auskennen, lässt er sich nicht nehmen.

Pünktlich holt uns Mr Trung ab. Er erklärt uns viel über Vietnams Geschichte und die Kriege. Was für uns der Vietnamkrieg ist, wird in Vietnam "der amerikanische Krieg" genannt. In diesem wurde Mr Trung von der Südvietnamesischen Armee eingezogen. Daher sperrten ihn die Nordvietnamesen nach Kriegsende für 2 1/2 Jahre in ein Umerziehungslager - das er mit einem Nazi-Arbeitslager vergleicht - natürlich ist uns nicht wohl bei solchen Vergleichen. Eigentlich wollte er Geschichtslehrer werden, doch das ließ man nicht zu, so wurde er Farmer.

Er macht kein Geheimnis aus seiner Antipathie gegen die Kommunisten und will uns seine Sicht der Dinge erzählen. Wir fragen offen, was die Regierung von seinen Touren hält. Er schmunzelt: "Die Touren sind erlaubt. Was ich euch erzähle, wissen die ja nicht." Auch die Gräueltaten der Amerikaner schildert er sehr plastisch. Mit dem heutigen Vietnam ist er zufrieden. Er mag die geöffnete Grenze, das unzensierte Internet und die liberalisierte Witschaft - nur die Propaganda nervt ihn ziemlich. Die Tour selbst führt zunächst zu einer Kirchenruine in Quang Tri. Allein am Grenzstreifen zwischen Nord- und Südvietnam verloren hier Zehntausende ihr Leben. Die zerschossene Kirche ist eine stumme Zeugin. Hierhin waren die Menschen zum Beten gekommen.

Tausende Gräber, die meisten ohne Namen.

Dort wo einst das US-Militär eine Radaranlage betrieb um die Angriffe der Army zu steuern, weht heute nur noch die rote Fahne.

Ein kleines Museum zeigt die Schrecken des Krieges...


...aber auch, dass ehemalige Soldaten der US-Armee heutzutage als Touristen zurückkehren.

Der Ho-Chi-Minh-Pfad, an dieser Stelle ist heute eine Straße mit Brücke. Die KM-Angaben zeigen, wie weit der legendäre Versorgungsweg von hier nach Norden und nach Süden ging:


Diese Brücke markiert die ehemalige Grenze zwischen Nord- und Südvietnam, Mr Trung vergleicht sie gerne mit der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Diesmal können wir den Vergleich nachvollziehen:

Die Vin Moc Tunnel. Hier überlebten einige tausend Vietnamesen sechs Jahre lang die amerikanischen Bombenangriffe.

Bis zu 21 Meter geht es über drei Stockwerke in die Tiefe. Die Gänge sind etwa 160 cm hoch. So viel Platz hatte eine vierköpfige Familie. 70 Babys wurden hier geboren.

